Rolex in Südamerika: Serpico y Laino
Dieser Bericht beleuchtet die Rolle des venezolanischen Juweliers Serpico y Laino als ersten Rolex-Konzessionär in Südamerika und untersucht die Ursprünge sowie die Entwicklung von Rolex in Venezuela. Die Partnerschaft zwischen Rolex und Serpico y Laino war entscheidend für die Einführung und Etablierung der Luxusmarke in Südamerika. Dieser Bericht analysiert die historische Bedeutung dieser Partnerschaft und deren Einfluss auf den venezolanischen Markt für Luxusuhren.
Der Anfang
Rolex, gegründet 1905 von Hans Wilsdorf und Alfred Davis in London, ist heute eine der bekanntesten Luxusuhrenmarken weltweit. Die Expansion in internationale Märkte begann in den 1920er Jahren, und eine bedeutende Etappe war der Eintritt in den südamerikanischen Markt. Serpico y Laino spielte eine zentrale Rolle in diesem Prozess, indem es als erster autorisierter Rolex-Händler in Südamerika agierte.
Historischer Kontext
Venezuela durchlebte in den 1950er Jahren eine Phase schnellen wirtschaftlichen Wachstums, insbesondere durch den Aufstieg der Ölindustrie. Diese wirtschaftliche Blütezeit führte zu einer wachsenden Nachfrage nach Luxusgütern. Rolex erkannte die Chancen, die der venezolanische Markt bot, und suchte nach einem zuverlässigen Partner, um seine Marke in Südamerika zu etablieren.
Serpico y Laino: Der erste Rolex-Konzessionär in Südamerika
Serpico y Laino wurde 1884 von den italienischen Einwanderern Giovanni Serpico und Giovanni Laino gegründet. Als etablierter Juwelier in Venezuela erlangte Serpico y Laino bald einen hervorragenden Ruf für hochwertigen Schmuck und Luxusuhren. Die Partnerschaft mit Rolex begann 1952, als Serpico y Laino der erste autorisierte Rolex-Händler in Südamerika wurde.
Vicente Laino wurde in Rivello in der Basilicata geboren, ein junger Goldschmied, der wie so viele Italiener auf der Suche nach Arbeit nach Venezuela auswanderte. Als Vicente Laino in Venezuela ankommt, ist er ohne Hab und Gut, aber voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Er lernt einen Landsmann kennen, mit dem sich sofort eine große Freundschaft entwickelt: Leopoldo Serpico. Es gab viele Italiener in Caracas, die alle mehr oder weniger die gleiche Geschichte hinter sich hatten. Aus diesem Grund halfen sie sich gegenseitig. Die Begegnung zwischen den beiden Italienern markiert den Beginn eines großen Goldschmiedehauses und geht in die Geschichte der Weltuhrmacherei ein. Leopoldo Serpico gelingt es, ein kleines Juweliergeschäft zu eröffnen, in dem er Schmuck verkauft und repariert. Man spricht von der "JOYERIA SERPICO". Vicente Laino hingegen ist Goldschmied und Leopoldo Serpico bietet ihm an, seine Kräfte und Ressourcen zu bündeln und Partner in seinem Juweliergeschäft zu werden. Obwohl Vicente keine Mittel hat, schlägt Leopoldo ihm vor, als Industriepartner in das Juweliergeschäft einzusteigen. Vicente nimmt den Vorschlag an und bringt als Kapital nicht Geld, sondern sein intellektuelles Kapital in das Unternehmen ein. So entsteht zum ersten Mal in der Geschichte die Unterschrift "Serpico y Laino".
Um das Geschäft anzukurbeln, wandte sich Laino Anfang der 1930er Jahre an seinen Partner und Freund Serpico und schlug ihm vor, sich auf der Suche nach einer Uhrenmarke, die in Venezuela noch nicht verkauft wird, nach Europa zu begeben. Er reist nach Genf und seine Wahl fällt auf das Haus Rolex. Vicentes Wahl ist vielversprechend, da sie tatsächlich viele Rückmeldungen von venezolanischen Käufern und darüber hinaus erhalten haben, und so beschließen sie, dass Laino nach Europa zurückkehren muss, um mit Rolex über die Exklusivität der Marke für Serpico y Laino zu verhandeln. Vicente ist wieder auf Reisen und trifft in Genf Wilsdorf, den Gründer der Firma Rolex, so entsteht eine Partnerschaft und auch eine tolle Freundschaft. Vicente erhielt einen Brief der italienischen Regierung, in dem es ihm mitgeteilt wurde, so schnell wie möglich in Italien zu erscheinen, um sich der Armee anzuschließen, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlitt Vicente Laino aus gesundheitlichen Gründen einen weiteren schweren Verlust, 1944 starb Leopoldo Serpico. Das Gewicht des Ladens ruht nun vollständig auf Vicentes Schultern. Nach dem Krieg wurde die Verbindung mit Europa wieder hergestellt und Vicente intensivierte seine monatelangen Reisen aus kommerziellen Gründen. Er reist in die Schweiz, nach Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich und aus jedem dieser Länder versendet er die gekauften Waren direkt per Schiff nach Venezuela, mit Ausnahme der Edelsteine, die er persönlich mitbringt. Während Vicentes Europareisen nach Leopoldos Tod waren die Verantwortlichen für das Juweliergeschäft: Fernando Ponce de Leòn, und Agustin Laino, Vicentes ältester Sohn. Auch Vicentes Neffe Andrèas Gambardella Laino kümmert sich um den Laden. Leider verstarb Vicente Laino im Jahr 1959 und damit auch „das Gehirn des Erfolgs“ von Serpico y Laino. Dieser Erfolg hielt jedoch noch einige Jahre an, bis sich die Lage im Land zu ändern begann: Kriminalität, Verbrechen, Diebstähle und Entführungen. Einige Mitglieder der beiden Familien wurden Opfer von Entführungsversuchen, einschließlich eines Bombenanschlags in der Joyeria Sucursal del Este, und dies führte 1966 zu der Entscheidung, das Geschäft zu schließen.
Handelsbeziehungen und Marktstrategie von Rolex
Rolex verfolgte eine strategische Marktstrategie, um sich in Südamerika zu etablieren. Der Eintritt in den venezolanischen Markt erfolgte durch exklusive Partnerschaften, wobei Serpico y Laino eine Schlüsselrolle spielte. Die Marke setzte auf hochwertige Präsentationen und Marketingaktivitäten, um den Status und das Prestige ihrer Uhren zu betonen.
Serpico y Laino bot nicht nur den Verkauf von Rolex-Uhren an, sondern stellte auch sicher, dass der Kundenservice und die Wartung auf höchstem Niveau durchgeführt wurden. Diese umfassende Betreuung trug dazu bei, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und die Marke Rolex in der Region zu etablieren.
Kulturelle und wirtschaftliche Einflüsse
Der Erfolg von Rolex in Venezuela und Südamerika war eng mit der kulturellen Wertschätzung für Luxusgüter und dem wirtschaftlichen Wohlstand während des Ölbooms verbunden. Die Partnerschaft mit Serpico y Laino ermöglichte es Rolex, sich als Marke von höchster Qualität und Exklusivität zu positionieren. Serpico y Laino trug dazu bei, die Marke in der Region zu verankern und Rolex als Symbol für Luxus und Erfolg zu etablieren.
Fazit
Die Partnerschaft zwischen Rolex und Serpico y Laino war ein entscheidender Faktor für die Einführung und Etablierung von Rolex in Südamerika. Serpico y Laino, als erster autorisierter Rolex-Konzessionär in der Region, spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau der Markenpräsenz und beim Erfolg von Rolex auf dem südamerikanischen Markt. Diese Partnerschaft ist ein Beispiel für die erfolgreiche internationale Expansion einer Luxusmarke durch strategische Partnerschaften und lokales Engagement.
Literaturverzeichnis
- Laino, G. (1995). *Serpico y Laino: 100 Jahre Luxus und Qualität*.
- Rolex SA (2020). *Die Geschichte von Rolex: Von London nach Südamerika*. Rolex Publishing.
- Pérez, M. (2012). *Luxus und Wirtschaft: Die Entwicklung des Luxusmarktes in Venezuela*.